Die elegante Fußgängerbrücke über den Rhein-Herne-Kanal ist Teil des Projektes “EMSCHERKUNST.2010”: nach dem Konzept des Künstlers Tobias Rehberger verbindet ein farbiges Band, umwickelt mit einer leichten, schwingenden Spirale, zwei vorhandene Parks. Die Leichtigkeit dieses Entwurfs entsteht durch das auf ein Minimum reduzierte Tragwerk der Spannbandbrücke. Zwei Blechbänder aus hochfestem Stahl sind über zum Kanal geneigte Stützen geführt, die resultierende Zugkraft wird über äußere vertikale Zugstäbe in kräftige Widerlager abgetragen. Als Lauffläche dienen aufgeschraubte Betonfertigteile, an denen Brückengeländer und Spirale befestigt sind. Der federnde Kunststoff-Belag des Gehweges sowie die farbige Rhythmisierung von Beton und Belag verstärken das dynamische Erleben der Brücke. Geländer aus Stahlpfosten und Seilnetzen tragen wirkungsvoll zur Schwingungsdämpfung dieser lebendigen Brücke bei.
Gesamtlänge: 406 m
Länge der Rampen: 130 bzw. 170 m
Spannweiten: 20 m – 66 m – 20 m (Spannbandbrücke)
: 10 m (Rampenbrücken)
Brückenbreite: 2,67 m
Brückenfläche: 1.085 m²
Überbauhöhe: 12 cm (Spannband), 25 cm (Rampen)
Auszeichnungen: Stahl-Innovationspreis 2012,
: ECCS Award for steel bridges 2012
Stahl-Innovationpreis 20121. Preis in der Kategorie Bauteile und Systeme aus Stahl für das Bauen schlaich bergermann und partner, Studio Tobias Rehberger |
Beeindruckender Teil des Projekts „EMSCHERKUNST.2010“ im westlichen Ruhrgebiet ist die neue Fuß- und Radwegbrücke über den Rhein-Herne-Kanal. Sie verbindet den Kaisergarten am Schloss Oberhausen mit den Rad- und Wanderwegen der Emscherinsel und ist gleichermaßen Querungshilfe sowie begehbares Kunstwerk. Der Name „Slinky springs to fame“ leitet sich vom amerikanischen Spiralspielzeug „Slinky“ ab, der „laufenden Feder“. Die Brücke wirkt wie ein farbiges Band, das sich über den Schifffahrtsweg windet, umschlungen von einer überdimensionalen Spirale. Entsprechend dem Konzept des Künstlers Tobias Rehberger umhüllen 496 Spiralwindungen mit einem Durchmesser von je fünf Meter die insgesamt 406 m lange Brücke. Um die erforderliche Durchfahrtshöhe für Schiffe zu gewährleisten, gliedert sich das Bauwerk in zwei gewundene Brückenrampen mit einer leicht begehbaren Steigung von sechs Prozent sowie eine dreifeldrige Hauptbrücke mit Spannweiten von 20 Meter, 66 Meter und 20 Meter.
Um die gewünschte Leichtigkeit und Lebendigkeit des künstleri-schen Entwurfs zu realisieren, wählten die Ingenieure von schlaich bergermann und partner als Tragwerk eine Spannbandbrücke. Zwei massereduzierte, parallel laufende Blechbänder aus hochfestem Feinkornbaustahl S690 mit einer Breite von 460 Millimeter und einer Dicke von 30 Millimeter tragen drei Brückenfelder bis zu den äußeren V-förmigen Stützen im Uferbereich. Der Zug aus der Vorspannung der Bänder wird über Umlenksättel als Druckkraft in die aus Stahl S355 gefertigten schrägen Stützen sowie als Zugkraft über vertikale Zugverankerungen aus Stahl S460 in die massiven Widerlager abgeleitet. Die Überbauhöhe des Brückenstegs einschließlich der aufgesetzten Gehwegelemente, an denen Geländer und Spiralen befestigt sind, beträgt nur 120 Millimeter. Das verleiht der Brücke ihre filigrane Linienhaftigkeit.
Spannbänder verhalten sich bei dynamischer Belastung wie Seile. Das leichte Schwingen der Brücke im Zusammenspiel mit dem federnden Tartanbelag des Stegs sowie der farbigen Rhythmisierung des Gehwegs ist gewollt und verstärkt das Erleben beim Begehen. Der Weg ist das Ziel – und das insbesondere in den Abendstunden, wenn dezente LED-Beleuchtung den farbigen Brückenüberbau wirkungsvoll in Szene setzt. An die Edelstahlseilnetze der Geländer angehängte „Liebesschlösser“ belegen eindrucksvoll, dass die Brückenskulptur bereits kurze Zeit nach ihrer Eröffnung die Emotionen der Menschen geweckt hat.
Durch den Einsatz des hochfesten Stahls konnten der Querschnitt und damit das Gewicht der Stahlblechbänder im Vergleich zu normalem Baustahl um mehr als die Hälfte reduziert werden. Bezogen auf die Hauptspannweite ist dieses Bauwerk Europas längste Spannbandbrücke aus hochfestem Stahl. Sie zeigt eindrucksvoll die technischen Möglichkeiten materialeffizienter Systembauteile in der modernen Stahlbrückenarchitektur




