Tamedia-Neubau: aussergewöhnlicher Holzbau nimmt Formen an
Das neue Bürogebäude der Tamedia AG mitten in Zürich überzeugt durch die Gestaltung des japanischen Architekten Shigeru Ban und aussergewöhnliche technische Details. Der
siebengeschossige Holzbau wird ab März 2013 300 Arbeitsplätze bieten.
Die Holzbauweise kehrt in die Stadt zurück
Aus Holz zu konstruieren und zu bauen, ohne Metall zu verwenden, ist eine jahrhundertealte japanische Tradition. Shigeru Ban nahm diese Tradition auf und hat sie auf einen grossvolumigen, mehrgeschossigen Bürobau im städtischen Kontext angewendet. Er wollte, dass die statische Struktur gut sichtbar ist und die Materialien auch im fertigen Bau gut sichtbar bleiben. Die Tragkonstruktion des Gebäudes ist deshalb nur „zusammengesteckt“. Auch in der Schweiz war es bis zum 19. Jahrhundert Tradition, städtische Gebäude aus Holz zu bauen. Durch die Vernetzung von Ingenieursleistungen und Know-how im Holzbau finden grossvolumige Gebäude aus Holz heute ihren Weg zurück in die Stadt. Sie sind nachhaltig, schnell gebaut und auch in grossen Dimensionen und komplexer Bauweise plan- und umsetzbar.
Präzise konstruierte und gefertigte Rahmenkonstruktion
Der Bau ist eine sogenannte Rahmenkonstruktion. Zehn Rahmen bilden zusammen mit ovalen Querbalken das Gerüst für den gesamten Bau. Ein einzelner Rahmen besteht aus vier 21 Meter hohen Stützen und fünf 17.4 Meter langen Doppelzangen und wiegt 24 Tonnen. Die 5.5 Meter langen Querbalken werden jeweils in die Knotenpunkte aus Stützen und Zangen gesteckt. Die Bauteile wurden in Gossau geplant, konstruiert und auf CNC-Anlagen millimetergenau gefräst. Danach wurden sie just in time zur Baustelle transportiert und montiert. Die 1’500m3 tragenden Holzbauteile wurden in acht Monaten vorproduziert, auf 3’500m2 zwischengelagert und dann innerhalb von nur vier Monaten montiert.
Blumer-Lehmann AG Seit fünf Generationen beschäftigt sich die Blumer-Lehmann AG im Erlenhof mit dem Werk- und Baustoff Holz.
200 Mitarbeitende, davon 20 Lernende, teilen die Faszination für innovative Baulösungen mit Holz. Blumer- Lehmann ist in den Bereichen Wohnen, Industrie, Gewerbe, Büro und Silo tätig und berät als Generalunternehmen von der Idee und Planung über die Ausführung bis zum Unterhalt. Einen Namen hat sich Blumer-Lehmann unter anderem durch Innovationen im Modulbau oder Spezialbauten wie der Therme Bad Ragaz oder dem Tamedia- Neubau in Zürich gemacht. Dank digitaler Technologie sind dem Baustoff Holz heute in der Formgebung kaum mehr Grenzen gesetzt. Bei den Freiformen gehört Blumer-Lehmann zu den führenden Holzbau-Spezialisten weltweit.
Holz ist sinnlich, Holz ist Hightech und zudem ressourcenschonend. Es ist der bevorzugte Baustoff für energie- effizientes Bauen. Alles Holz, das Blumer-Lehmann verarbeitet, stammt nachweislich aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Mit eigenem Sägewerk, Biomasse-Kraftwerk und der Pellets-Produktion einer Partnerfirma verwertet Blumer-Lehmann den Rohstoff Holz im Erlenhof komplett und nachhaltig. www.blumer-lehmann.ch
Ingenieure ermöglichen faszinierenden Holzbau
Architektonische Kunst, Höchstleistungen der Ingenieure und handwerkliches Können bilden die Grundlage zum Bau des Tamedia-Neubaus in Zürich. Die Ingenieure des Büros sjb.kempter.fitze AG mit sieben Niederlassungen in der Ostschweiz tragen mit ihrer Fachkompetenz entscheidend dazu bei, dass die siebengeschossige Tragkonstruktion aus Holz und mit einer Glasfassade technisch realisiert werden kann.
Die Baustelle an der Sihl in Zürich stösst auf breites Interesse. Passanten staunen im Vorbeigehen und Architekten, Ingenieure und Holzbaufachleute aus dem In- und Ausland lassen sich durch die Baustelle führen. «Wir sind stolz mit unserer Arbeit an der Entstehung eines einzigartigen Holzbaus beteiligt zu sein, dessen tragende Elemente unverrückbar ineinander verzahnt sind, ohne dass eine einzige Schraube oder ein Nagel verwendet wurde», sagt Christoph Meier, Mitglied der Geschäftsleitung von sjb.kempter.fitze AG und verantwortlich für den Bereich Holzbau. Das Ostschweizer Ingenieurbüro arbeitet beim Neubau des Zürcher Medienunternehmens nicht das erste Mal mit dem japanischen Stararchitekten Shigeru Ban zusammen. Auch beim fertiggestellten Centre Pompidou in Metz sowie beim geplanten neuen Hauptquartier der Swatch-Gruppe in Biel war bzw. ist die Fachkompetenz der Mitarbeitenden von sjb.kempter.fitze AG gefragt.
«Das Einfache ist oft das Schwierigste», sagt der Ingenieur Christoph Meier, wenn er von der Zusammenarbeit mit Shigeru Ban erzählt. Das Faszinierende bei solchen innovativen Projekten im Holzbau sei es, eine auf den ersten Blick einfache Konstruktion technisch so zu realisieren, dass sie am Ende wieder ganz einfach aussehe und die hohen Anforderungen erfülle. Bis es so weit war, dass die Holzrahmen für das Tamedia-Bürogebäude ganz einfach zusammengesteckt werden konnten, waren Studien und monatelange Vorarbeiten nötig. Die Tragsicherheit der Konstruktion ohne Schrauben und Nägel musste berechnet werden, strenge Brandschutzvorschriften waren einzuhalten und dann galt es auch den Aufbau der Konstruktion auf dem Bauplatz bis ins letzte Detail zu planen.
Die in der Holzbauunternehmung Blumer Lehmann AG in Gossau nach den Plänen der Ingenieure von sjb.kempter.fitze AG zuerst verleimten und dann auf einer CNC-Maschine millimetergenau gefrästen Elemente werden erst auf dem Bauplatz zu fünf Stockwerke hohen Holzrahmen zusammengesteckt und anschliessend mit einem Kran aufgerichtet. Dann werden die 5,5 Meter langen Querbalken eingefügt, die Kranseile gelöst und der fertige Rahmen steht frei – und schon bald schliesst sich daran der nächste Holzrahmen an. Wenn der Rohbau fertig gestellt und die Boden- und Deckenelemente (ebenfalls aus Holz) eingefügt sind, folgt die Montage der Fassade ganz in Glas. Das Bürogebäude an der Sihl ist der bisher grösste Holzrahmenbau der Schweiz, rund 2000 Kubikmeter Fichtenholz waren dafür notwendig.




