
Die Kommode ist eine Dauerleihgabe der Ernst von Siemens-Kunststiftung.
(c) VG Bild-Kunst, Bonn 2018, Fotos: Martin Müller
HIGHLIGHTS AUS DER SAMMLUNG DES BRÖHAN-MUSEUMS: GERRIT RIETVELD, DRAHTGLAS-KOMMODE
Die Gestaltung der 1920er und frühen 1930er Jahre ist durch zwei grundlegende Tendenzen geprägt: Auf der einen Seite der luxusbetonte Art Deco-Stil; auf der anderen Seite das rationale, industriegerechte Design des Funktionalismus. Für Letzteres steht Gerrit Rietvelds Drahtglaskommode für Metz & Co., Amsterdam.
Gerrit Thomas Rietveld (1888-1964) gehört neben Piet Mondrian und Theo van Doesburg zu den wichtigsten Mitgliedern der niederländischen Künstlergruppe De Stijl, die sich 1917 in Leiden als
Vereinigung von fortschrittlichen Malern, Architekten und Designern gründete. Erschüttert von den Schrecken des Ersten Weltkriegs, lehnte die Gruppe jede Form des Individualismus als willkürlich ab und strebte nach einem Universalismus in Kunst und Gestaltung. In der Malerei bedeutete dies eine Reduktion der künstlerischen Mittel auf schwarze Linien, geometrische Formen und die Primärfarben Rot, Gelb und Blau. In der Architektur und der Möbelgestaltung suchte man nach einer auf das Wesentliche reduzierten Formensprache, die vor allem die Prinzipien von Tragen und Lasten offen legen sollte. Das 1924 für Truus Schröder-Schräder errichtete Haus in Utrecht ist einer der bedeutendsten Bauten von Rietveld, da es, wie seine frühen Möbelentwürfe, jedes einzelne Bauteil einzeln thematisiert.
Die Kommode aus Drahtglas, Metall und Holz, die Rietveld Ende der zwanziger Jahre entwarf und die 1938/39 gefertigt wurde, ist die höchste Steigerungsform der De Stijl-Ideen. Das Möbel erscheint durch den scheinbar nur aus Glas bestehenden Korpus entmaterialisiert und auf das Nötigste reduziert.
Die klare Formgebung sowie die Verwendung industrieller Materialien lassen die Kommode gleichermaßen modern und funktional wirken.
Das Bröhan-Museum – Berliner Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus – ist nach seinem Gründer Karl H. Bröhan (06.07.1921 – 02.01.2000) benannt. Als leidenschaftlicher Sammler und großer Kenner von Jugendstil, Art Deco und der Kunst der Berliner Secession eröffnete Karl H. Bröhan 1973 ein Privatmuseum in einer Dahlemer Villa. Anlässlich seines 60. Geburtstags schenkte Bröhan die Sammlung dem Land Berlin. 1983 wurde das Bröhan-Museum in den heutigen Räumen eröffnet, die zum Ensemble des Schloss Charlottenburg gehören und ursprünglich für das Garderegiment errichtet wurden. Seit 1994 ist das Bröhan-Museum ein Landesmuseum.
www.broehan-museum.de


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