Glasbau 2012_

War früher ausschließlich die Transparenz bei der Auswahl einer Verglasung entscheidend, hat sie heute eine Vielzahl zusätzlicher Aufgaben zu übernehmen. Neben der Formgebung müssen Glasfassaden und -dächer Anforderungen an Lastabtragung, Sonnenschutz und Verschattung, Dämmung und Energiegewinnung erfüllen. Und ihre Verbreitung ist ungebrochen. Die Möglichkeiten, Anforderungen aber auch Grenzen des konstruktiven Glasbaus vermittelt das Buch Glasbau 2012, herausgegeben von Bernhard Weller und Silke Tasche. Darin stellen Autoren in 32 Fachaufsätzen wegweisende Glaskonstruktionen und aktuelle Entwicklungen in der Fassadentechnik vor.

In vier große Abschnitte gegliedert, beginnt das Buch mit Bauten und Projekte. Anhand jüngster Beispiele wird deutlich, was mit Glas heute alles möglich ist. Die Bandbreite reicht von frei geformten Glasdächern und Structural-Glazing-Fassaden über den großflächigen Einsatz von entspiegelten Gläsern bis hin zu gebogenen Gläsern. Insbesondere Letztere haben es vielen Autoren angetan. Berichtet wird unter anderem über die begehbare Glasskulptur von Olafur Eliasson auf dem Dach des Kunstmuseums Aros im dänischen Aarhus und die sphärisch gebogene Oberlichtverglasung im Frankfurter Städel Museum von Schneider und Schumacher Architekten (siehe Objekte zum Thema). Sind diese Beiträge nicht nur aussagekräftig, sondern auch für Nichtexperten gut verständlich, wird es bei anderen schon etwas komplizierter. Beispielsweise wenn Jürgen Neugebauer im zweiten Kapitel Bemessung und Konstruktion beschreibt, welche Lasten bei den kegelförmigen Verglasungen im neuen Eingangsbereich des Museums Joanneumsviertel in Graz zu berücksichtigen waren und wie die Berechnung erfolgte, ist das eher etwas für Spezialisten. In weiteren Aufsätzen dieses Kapitels geht es unter anderem um rechtliche Grundlagen und Anforderungen, normative Neuerungen und das Brand- und Tragverhalten von Glasprodukten.

Im nächsten Kapitel Forschung und Entwicklung kann sich der Leser über aktuelle Projektergebnisse aus den Universitäten und Instituten informieren. Spätestens hier wird deutlich, dass die Möglichkeiten im konstruktiven Glasbau noch lange nicht ausgeschöpft sind, wenn zum Beispiel Glasfassaden vorgestellt werden, die Explosionsbeanspruchungen standhalten können. Das letzte Buchkapitel schließlich ist der Energieeffizienz und Nachhaltigkeit gewidmet, Themen, um die kein Architekt mehr herumkommt. Es zeigt, wie sich mit den heute verfügbaren Gläsern großflächig verglaste Gebäude errichten lassen, die nicht nur energieeffizient sind, sondern mit denen sich auch Energie gewinnen lässt. In Einzelbeiträgen erfährt man, was Sonnenschutzgläser mittlerweile leisten können und welche Varianten verfügbar sind oder wie es sich mit der Tragfähigkeit von Dünnschicht-Photovoltaik-Modulen verhält. Am Ende des Buches werden energetische und denkmalgerechte Sanierungen von Glasfassaden vorgestellt, deren Umsetzung häufig um ein Vielfaches komplexer ist als bei Neubauten, die aber einen Großteil künftiger Baumaßnahmen darstellen werden.

Die Bandbreite der Artikel ist so umfangreich wie der Einsatz und die Verwendungsmöglichkeiten heutiger Verglasungen in der Architektur. Insgesamt bietet das Buch einen guten Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Glasbau, auch wenn der eine oder andere Beitrag nicht ganz so leicht verdaulich ist.

Pressemitteilung www.baunetzwissen.de

Bernhard Weller und Silke Tasche (Hrsg.)

Bauten und Projekte. Bemessung und Konstruktion. Forschung und Entwicklung. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit
Verlag Ernst und Sohn, Berlin 2012
368 Seiten, 275 Abbildungen, Softcover
Preis: 39,90 EUR

ISBN 978-3-433-03021-9

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